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Unternehmensnachfolge bei kleinen und mittelständischen Unternehmen

03. Juli 2023

Die Suche nach einer Unternehmensnachfolge kann sowohl ein zeitintensives als auch ein emotionales Thema sein. Damit du zum einen rechtzeitig damit beginnst und zum anderen weißt, worauf es ankommt, haben wir dir hilfreiche Informationen zusammengestellt.

 

Unternehmensnachfolge kleiner Betriebe: Aktuelle Zahlen und Statistiken

Die IHK hat eine Statistik veröffentlicht, aus der hervorgeht, wie viele Unternehmensinhaber eine Nachfolge suchen und wie viele potenzielle Nachfolger ihnen zur Verfügung stehen. Die Basis der Umfrage sind Unternehmen, die sich von der IHK haben beraten lassen. 

Die Statistik zeigt, dass im Jahr 2021 6021 Unternehmen eine Nachfolge gesucht haben. Allerdings gab es nur 2159 potenzielle Nachfolger. Diese Zahl ist seit 10 Jahren der neueste Tiefpunkt. Im Vergleich: 2011 und 2012 standen mehr Nachfolger zur Verfügung als gebraucht wurden.  

In den kommenden vier Jahren – von 2022 bis 2026 – erwartet das Institut für Mittelstandsforschung etwa 190.000 Unternehmen, die auf der Suche nach einer Nachfolge sein werden. Wenn die Zahl der potenziellen Nachfolger weiterhin rückläufig ist, stehen die Senior-Unternehmer vor einer großen Herausforderung. Im Handwerk werden es in den nächsten fünf Jahren 125.000 Betriebe sein, die eine Nachfolge brauchen. 

Das muss erst einmal verdaut werden. Doch nun zu einer ganz anderen, grundlegenderen Frage: Warum ist die Unternehmensnachfolge eigentlich so relevant?

 

Exkurs: Unternehmensnachfolge im Handwerk

Insbesondere im Handwerk fällt es Inhabern von Betrieben oft schwer, sich auf einen Ausstieg vorzubereiten oder gar einzustellen. Warum? Handwerk ist das Lebenswerk – gar nicht so einfach, das an eine andere Person abzugeben. Emotionen mischen sich ein und es ist schwer das Thema rational und objektiv anzugehen.  

 

Warum ist das Thema Unternehmensnachfolge so relevant?

Das Thema Unternehmensnachfolge hat in den letzten Jahren deutschlandweit an Bedeutung gewonnen. Junge Menschen, bedingt durch die Vielfalt der Berufsmöglichkeiten, fühlen sich immer seltener dazu hingezogen, ein eigenes Unternehmen zu gründen oder die Nachfolge eines bestehenden Unternehmens anzutreten. Sowohl die Gründung eines neuen Unternehmens als auch die Übernahme eines bestehenden Betriebs scheinen heute weniger attraktiv zu sein.

Dies ist überraschend, denn nach dem Mauerfall in Deutschland gab es aufgrund der politischen Veränderungen viele neue unternehmerische Chancen. Viele Menschen waren motiviert, eigene Unternehmen zu gründen und ihre Existenz durch ein Unternehmen zu sichern. In dieser Zeit gab es einen regelrechten Gründungsboom, der nun von einem Nachfolge-Boom abgelöst wird.

Neben der abnehmenden Attraktivität der Selbstständigkeit spielt auch die Digitalisierung eine Rolle, wenn es um die Unternehmensnachfolge geht. Viele etablierte Unternehmen arbeiten noch immer nach veralteten Konzepten und nutzen veraltete Methoden, was die Modernisierung ihrer Prozesse und Abläufe erfordern würde. Dies kann abschreckend wirken und dazu führen, dass immer weniger Menschen bereit sind, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen.

Leider wird das Thema der Unternehmensnachfolge oft vernachlässigt und aufgeschoben, bis es fast zu spät ist. Das liegt auch daran, dass das Tagesgeschäft oft alle Aufmerksamkeit erfordert und wenig Zeit bleibt, sich in eine komplexe Angelegenheit einzuarbeiten. Zudem gibt es akutere Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, die vorrangig angegangen werden müssen. Manchmal fehlt auch der Anreiz, eine Lösung für die Nachfolgeproblematik zu finden, solange der Ruhestand noch in weiter Ferne liegt.

Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Frage nach der Unternehmensnachfolge unausweichlich ist. Was also sollte in solch einer Situation getan werden?

 

5 Dinge, die du bei der Unternehmensnachfolge beachten solltest

  1. Klarheit über deine Ziele: Überlege dir genau, was du mit der Unternehmensnachfolge erreichen möchtest. Setze dir einen Zeitplan, der festlegt, wann du deinen Betrieb frühestens und spätestens übergeben möchtest. Denk darüber nach, wie die Übergabe idealerweise ablaufen sollte und identifiziere potenzielle Hindernisse. Plane auch dein Leben nach dem Ausstieg, inklusive deiner Ziele und Pläne für den Ruhestand.
  2. Verstehe die Perspektive deiner Nachfolge: Versetze dich in die Lage deiner potenziellen Nachfolger. Überlege, welche Wünsche und Motivationen sie haben könnten. Analysiere die Zukunftsfähigkeit deines Betriebs. Gibt es notwendige Investitionen oder Veränderungen, die du vor der Übergabe durchführen musst? Betrachte auch die Unternehmenskultur. Dein Betrieb sollte in einem soliden Zustand sein, bereit für die Übernahme, und nicht wie ein marodes Gebäude kurz vor dem Einsturz wirken.
  3. Starte frühzeitig und schrittweise: Oftmals fehlt die Zeit, sich intensiv mit dem Thema Unternehmensnachfolge zu befassen, da das Tagesgeschäft viel Aufmerksamkeit erfordert. Daher ist es ratsam, ein Team zu bilden, das dich bei diesem Prozess unterstützt. Beginne rechtzeitig damit und gehe schrittweise vor. Die Vorbereitung auf die Nachfolge sollte nicht überstürzt werden.
  4. Kommunikation ist entscheidend: Mache deutlich, welche Vorteile die Übernahme deines Betriebs im Vergleich zur Gründung eines neuen Unternehmens bietet. Investiere Zeit in die Kommunikation mit potenziellen Nachfolger:innen. Eine Unternehmensübergabe ist eine große Verantwortung. Du möchtest sicherstellen, dass dein Betrieb in guten Händen ist, und deine Nachfolge sollte wissen, worauf sie/er sich einlässt. Eine transparente Kommunikation ist von entscheidender Bedeutung.
  5. Entwickle eine klare Ausstiegsstrategie: Du kennst dein Unternehmen am besten, und nichts sollte ohne deine Zustimmung geschehen. Dennoch ist es wichtig sicherzustellen, dass dein Betrieb auch ohne deine direkte Führung erfolgreich weiterläuft. Eine Möglichkeit ist, deiner Nachfolge eine Zeit lang als Berater:in zur Seite zu stehen. Hierfür benötigst du eine klare Strategie, inklusive Meilensteinen und einer regelmäßigen Kommunikation.

 

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Übergabe eines Unternehmens auch bedeutet, Verantwortung abzugeben und loszulassen. Dieser Schritt sollte sorgfältig und gut durchdacht sein.