BFSG & Social Media: Was sich 2025 ändert – und warum du jetzt handeln solltest
13. Mai 2025Die bunte Welt der sozialen Medien verleitet schnell mal zu solchen Captions:
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Für sehende Menschen kein Problem – für Personen, die auf einen Screenreader angewiesen sind, dagegen schon. Hier werden Emojis vom schmückenden Beiwerk zur vermeidbaren Stolperfalle:
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Pfeil nach rechts. Effizienz. Stern. Power. Explosion. Innovation – ALLES in EINEM!
Was auffallen soll, wird für blinde oder sehbehinderte Personen unverständlich – ein klarer Fall von mangelnder digitaler Barrierefreiheit.
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wird genau das bald rechtlich relevant – auch für deinen Social Media Auftritt.
Was ist das BFSG – und warum betrifft es Social Media?
Das BFSG Das Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verpflichtet Unternehmen ab dem 28. Juni 2025, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Ziel ist es, allen Menschen – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen – den Zugang zu digitalen Produkten und Dienstleistungen zu ermöglichen.
Wer auf Social Media Produkte oder Dienstleistungen an Verbraucher in der EU vermarktet, fällt schnell in den Bereich des „elektronischen Geschäftsverkehrs“ (§ 2 Nr. 26 BFSG) und damit unter das Gesetz.
Also ja: Das BFSG betrifft auch Social Media, wenn…
über Instagram, Facebook & Co. Verkäufe, Buchungen oder Anfragen möglich sind,
Deine Inhalte Teil eines geschäftlichen Angebots an Endverbraucher sind,
z.B. Online-Beratungen, Ticketbuchungen oder Onlineshop-Links eingebunden sind.
Das gilt oft für Hersteller, die Produkte entwickeln und vermarkten, Händler und Verkäufer, die betroffene Produkte verkaufen, Einführer und Importeure, die Produkte aus dem Ausland auf den Markt bringen, und Dienstleistungserbringer, die Dienste wie E-Commerce anbieten.
Hinweis: Für Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten und einem Jahresumsatz bzw. einer Jahresbilanzsumme von höchstens 2 Millionen Euro gelten in manchen Fällen Ausnahmen (§ 31 BFSG). Aber auch wenn keine Pflicht besteht: Barrierefreie Inhalte zahlen sich aus – sie erreichen mehr Menschen, verbessern die User Experience und stärken deine Marke. Doch dazu später mehr. |
Wenn Du betroffen bist, dann beachte die Deadline: Ab dem 28. Juni 2025 müssen alle entsprechenden digitalen Inhalte barrierefrei sein – auf Deiner Webseite wie auch auf Deinen Social Media Kanälen.
Barrierefreiheit auf Social Media – was bedeutet das konkret?
Einige Plattformen wie Instagram, LinkedIn, Facebook oder TikTok bieten bereits Werkzeuge zur inklusiven Gestaltung. Doch: Die Nutzung ist freiwillig – und liegt in deiner Verantwortung.
Checkliste: So machst du deine Inhalte barrierefrei
💬 Texte
- Verwende klare, einfache Sprache
- Kurze Sätze & logische Gliederung
- Verzichte auf unnötige Fachbegriffe
🖼️ Bilder & Grafiken
- Alt-Texte aktiv nutzen (Instagram, Facebook, LinkedIn)
- Keine reinen Textgrafiken ohne Beschreibung
- Humor oder Farbwirkung im Text erklären
🎥 Videos
- Untertitel hinzufügen (nicht nur automatisch!)
- Schriftgröße & Kontrast beachten
- Storytelling klar strukturieren
🎨 Design & Darstellung
- Hoher Farbkontrast zwischen Text & Hintergrund
- Gut lesbare Schriftarten in ausreichender Größe
- Keine überladenen Layouts oder GIFs
🧩 Emojis & Hashtags
- Emojis sparsam verwenden – Screenreader lesen sie vor!
- Hashtags im #CamelCase schreiben: z. B. #BarrierefreieInhalte
So kannst Du Deine Social Media Beiträge bis Juni 2025 barrierefrei gestalten
Auf jeder Plattform läuft der Hase anders. Damit Du den Überblick behältst, hier eine konkrete Checkliste für die relevantesten Plattformen. Jede von ihnen bietet konkrete Möglichkeiten, aber Du musst sie gezielt nutzen:
Instagram & Facebook
- Nutze die Alt-Text-Funktion aktiv
- Vermeide Bilder ohne Bildbeschreibung
- Nutze Emojis sparsam & Hashtags mit Großschreibung (#InklusionJetzt)
- Nutze klare Sprache & Zwischenüberschriften
- Füge Bildunterschriften hinzu
- Gestalte Videos mit Untertiteln oder begleitenden Texten
TikTok
- Achte auf gut lesbaren Text im Video (Schriftgröße, Kontrast, Dauer der Anzeige)
- Ergänze Untertitel (nicht nur automatisch)
- Verwende eine klare Erzählstruktur im Content
Warum sich Barrierefreiheit für dein Unternehmen lohnt
Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Beeinträchtigung, darunter über 7 Millionen mit einer anerkannten Schwerbehinderung – und viele weitere mit temporären oder altersbedingten Einschränkungen.
Das sind Menschen, die Du mit Deinen Beiträgen auf Social Media nicht erreichst, sollte Dein Auftritt nicht barrierefrei sein. Barrierefreie Inhalte helfen also nicht nur bei der Inklusion, sondern erhöhen sowohl Deine Reichweite als auch Deine Conversion Rate – gerade bei Informations- und Verkaufsangeboten. Barrierefreie Social Media Inhalte sind also mehr als nur ein gesetzliches „Muss“ – sie sind eine strategische Chance.
Barrierefreiheit bringt klare Vorteile:
- Zielgruppenerweiterung: Inhalte werden für mehr Menschen zugänglich – auch für ältere Nutzende oder solche mit Leseschwierigkeiten.
- Bessere Nutzererfahrung: Strukturierte, verständliche Beiträge erhöhen die Verweildauer und Interaktionen.
- Besseres Ranking in Suchmaschinen: Barrierefreie Inhalte sind oft auch technisch optimierter, z.B. mit Alt-Texten, guter Lesbarkeit und Untertiteln.
- Rechtssicherheit: Wer frühzeitig auf Barrierefreiheit achtet, schützt sich vor möglichen Abmahnungen.
Fazit: Barrierefreiheit ist kein Nice-to-have, sondern ein Muss
Ob Du rechtlich betroffen bist oder nicht: Wer jetzt barrierefrei denkt, gewinnt! Du erreichst neue Zielgruppen, stärkst Deine Marke, reduzierst rechtliche Risiken und schafft echten Mehrwert für alle Nutzende.
Und das Beste: Viele Maßnahmen kosten Dich kaum Zeit oder Geld, sondern nur etwas Aufmerksamkeit. Nutze also die kommenden Wochen, um Deine Social Media Inhalte inklusiver zu gestalten.
Take Aways:
- Das BFSG tritt am 28. Juni 2025 in Kraft – auch Social Media Inhalte können betroffen sein
- Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok bieten bereits Tools für barrierefreie Inhalte
- Wer frühzeitig handelt, gewinnt: Reichweite, Rechtssicherheit und Markenvertrauen
- Barrierefreiheit ist nicht nur Pflicht, sondern eine echte Chance
Mehr Infos für Dein Unternehmen findest du im offiziellen Leitfaden zur digitalen Barrierefreiheit des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.